Sonntag, 10. Juli 2016

Grindhouse Lounge / Video World: "Hello, Mary Lou - Prom Night 2" (Review)



HELLO, MARY LOU – PROM NIGHT 2
 (Kanada 1987) 



Weil Mary Lou, eben nicht nur heiß, sondern auch voll das Schlampenluder ist, wird sie, anno 1957 beim Abschlussball, von ihrem frisch gehörnten Ex-Freund Billy mit einer Stinkbombe versehentlich abgefackelt.
Ist doch klar, dass der Geist der extra knusprigen Ballkönigin, nach so einem Abgang, nicht in Frieden ruhen kann und über die Jahrzähnte hinweg in einem Kleiderkoffer im Schulkelle darauf wartet, um sich an den Nachkommen der dafür Verantwortlichen auf möglichst grausige Weise zu rechen…
30 Jahre später: Billy leitet mittlerweile die alte Schule als Direktor und sein Sohnemann Craig steht kurz vor dem Abschluss und den darauffolgenden Ball, mit seiner hübschen Freundin Vicky.
Die perfekte Chance für Rache-Geist Mary Lou, die nicht nur daran macht Craig´s Freundeskreis etwas auszudünnen, sondern auch noch Vicky als Wirt für sich auserkort.  

Zunächst sei mal zum ersten Teil, der knapp vier Filme und ein Hollywood-Remake umfassenden kanadischen Reihe, gesagt, dass es über den Film nicht allzu viel (Positives) zu sagen gibt.
Ein durch die Bank weg belangloser und sehr fader, im Fahrwasser von “Halloween” entstandener Revenge-Slasher, der, bis auf Scream-Queen Jamie Lee Curtis und Leslie Nilson (in einer ernsten Rolle), kaum bis nichts zu bieten hatte.

Kein Wunder also, dass es dann auch satte sieben Jahre gedauert hat, bis man sich des immerhin durch die Slasher-Welle bekannt gewordenen Titels wieder annahm.
Dabei knüpfte man allerdings auch nicht an den ersten Teil an, sondern rebootete die Reihe grundlegend und versuchte es, abseits ausgetretener Slasher-Pfade, im Geisterhorror- und Besessenheits-Genre.
Nicht ein Messer (respektive Axt) schwingender Killer, sondern der Geist einer getöteten High-School-Diva sollte diesmal den jungen Protagonisten nach dem Leben trachten. Lediglich die Rache-Thematik und der titelgebende Abschlussball wurden übernommen.



Stattdessen orientierte man sich deutlich an den ersten zwei “Nightmare on Elm Street”-Filmen und “Brain De Palma´s Verfilmung von Stephen Kings “Carrie”...
Moment, “Orientiert” ist der falsche Begriff. Tatsächlich hat man sowohl stilistisch, als auch Inhaltlich geklaut was das Zeug hält.
Schaut man sich die drei eben erwähnten Filme vor dem Genuss von “Mary Lou - Prom Night 2” an, wird einem vor lauter Deja-Vu-Erlebnissen schwindelig.
Sei es Vicki´s fanatisch religiöse Mutter, (“Carrie”), die verstörenden Tagtraum-Sequenzen (“Nightmare”), die körperliche Besessenheit, samt “aus der Haut fahren” (“Nightmare 2”), das Finale beim Abschlussball inklusive Massenpanik (“Carrie”), die Duschraum-Szene (“Nighmare 2”), Kills via Telekinese (“Carrie”) und das böse Ende im Auto (“Nightmare”); der Film ist ein einzige Mashup aus eben erwähnten Ideengebern.

Fairerweise muss man aber sagen, dass sich Drehbuchautor Ron Oliver ( u.v.a. “Gänsehaut - Die Stunde der Geister”, “Beethoven und der Piratenschatz”) -,der bei der direkten Fortsetzung “Prom Night 3 - Das letzte Kapitel” auch selbst Regie führen durfte,- redlich Mühe bei seinem Skript-Debüt gegeben und Einfallsreichtum beim re-kombinieren der entwendeten Zutaten bewiesen hat, so dass es dem eher unaufmerksamen Zuschauer zumindest nicht zu deutlich ins Gesicht springt. Auch kann man Oliver immerhin ein paar eigene Einfälle zugestehen.

Zudem bewies Regisseur Bruce Pittman (u.v.a. “I.Q Runner”, “Alien Tracker”) Gespür für eine solide und atmosphärische Inszenierung.
Zwar kann der Film nicht ganz das Niveau seiner Vorbilder erreichen, bewegt sich inszenatorisch aber durchweg im höherwertigen B-Movie-Bereich, kann Spannung aufbauen und legt ein gutes Erzähltempo vor, so dass sich kaum Längen einschleichen.
Gewürzt wird das Ganze mit ein paar netten, wenn auch nicht sonderlich expliziten Gewalt-Einlagen (wie etwa das Zerquetschen im Kleiderschrank, Tod durch Elektroschock, oder Verbrennen bei lebendigem Leib) und schicken Handmade-Effekten (Stichwort: Ponny).  



Was die Besetzung anbelangt, gibt’s (eigentlich) auch nicht großartig viel zu meckern, da hier einige (hauptsächlich aus dem TV) bekannte und brauchbare Gesichter den Cast durchziehen.
So ist Michael Ironside („Starship Troopers“, „Total Recall“u.v.m.) immer eine Bank und erledigt seinen Job als D-Rex, besorgter Vater und Mary Lous schuldgeplagter Peiniger angenehm routiniert.
Schnuckelchen Lisa Schrage („Die Stunde der Ratte“ u.v.m.) ist als Antagonistin Mary Lou pures Eye-Candy, hat aber hauptsächlich nur am Anfang und Ende des Films wirklich zu tun.


Mitunter die meiste Screentime verbringt der Zuschauer mit Wendy Lyon („The darkest Day“, „Das Todeskomplott“), die zunächst als graue Maus in Gefahr und im späteren Verlauf als Mary-Lou-Wiedergängerin zu überzeugen weiß; und das sogar mit vollen Körpereinsatz. 

Als ihr Freund und rebellischer Sohn des Rektors ist dann auch noch Louis Ferreira („Dawn of the Dead“-Remake, „The Lazarus Child“u.v.m.) der Vierte im Bunde. Auch über seine Leistungen gibt es nichts Negatives zu sagen.
Was man dem Cast hier lediglich vorwerfen kann, ist, dass hier alle Teen-Darsteller arg nach Ü20, bzw sogar Anfang 30 aussehen; was aber im Teen-Horror der 80er keine Seltenheit darstellt.  

Zusammengefasst:
Wenn die Floskel „Besser gut geklaut, als schlecht erfunden“ irgendwo bestens zutrifft, dann ist es auf jeden Fall „Hello, Mary Lou – Prom Night 2“.
Ein teils durchaus atmosphärischer und beizeiten auch spannender Revenge-Geister-Horror aus der Kommerz-Retorte, der durch seinen brauchbaren Cast und die solide Inszenierung zu überzeugen weiß.  

Zensurhintergrund: In Deutschland erschien der Film ungeschnitten auf VHS und wanderte 1990 auf den Index und verweilte dort für 19 Jahre.
Nach der Listenstreichung im Jahr 2009 folgte eine Neuprüfung bei der FSK, die (wie bei vielen Ex-Index Kandidaten) den Film ungeschnitten auf „ab16“ herunterstufte.  So wurde er auch von Splendid auf DVD veröffentlicht.  

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